Nach einem knappen halben Jahr im Haus ist es Zeit, ein Fazit zu ziehen. Wie ist es uns in den letzten zwei Jahren ergangen? Welche Firmen können wir empfehlen, welche eher nicht? Und welche Tipps würden wir zukünftigen Hausbauern mit auf den Weg geben?
Allgemeine Erkenntnisse aus dem Projekt schlüsselfertig kaufen
1. Die romantische Vorstellung, man müsse sich beim Kauf eines schlüsselfertigen Hauses um nichts kümmern, trifft leider nicht zu. Egal in welcher Weise man ein Haus baut – man braucht immer viel Zeit und noch mehr Nerven. Da macht das schlüsselfertige Kaufen keine Ausnahme. Gerade im Reihenhausbau bauen die Handwerker eine Vielzahl an Häusern gleichzeitig und haben eben nicht immer sämtliche Sonderwünsche der einzelnen Häuser im Kopf. Am besten lassen sich noch Fehler vermeiden, wenn man wirklich regelmäßig selbst auf der Baustelle ist. Wir waren in der Anfangszeit alle zwei Wochen, ab Innenausbau jede Woche auf der Baustelle und würden das auch auf jeden Fall anderen raten.
2. Vieles ist tatsächlich komplett individualisierbar. So ist es im Gegensatz zum Kauf eines bereits bestehenden Hauses sehr einfach, das Haus an die eigenen Vorstellungen anpassen. So haben wir z.B. den Grundriss geändert und nun genau die optimale Raumaufteilung. Auch andere Sonderwünsche wie elektrische Rollläden im ganzen Haus oder die bodengleiche Dusche haben sich schon bezahlt gemacht. Es macht Spaß, das Haus so Stück für Stück genau so zu gestalten, wie man es möchte. Ohne Kompromisse.
3. Die Maler- und Bodenarbeiten kann man gut selbst machen. Dabei spart man nicht nur einen Haufen Geld, das Ergebnis sieht (meist) tatsächlich auch noch besser aus, als wenn Maler in einer Woche in einer Hau-Ruck Aktion alles schnell überpinseln (und die Wände natürlich nicht vorher noch gerade machen wie wir es getan haben). Für uns die absolut richtige Entscheidung, die viele Arbeit wird durch das Ergebnis toller, individueller Räume belohnt.
4. Jedes Neubauprojekt hat einen Zeitverzug. Zumindest fast jedes. Bei uns waren es letztendlich drei Monate. Ich kenne tatsächlich niemanden in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, der keinen Zeitverzug beim Bau gehabt hätte. Nur das Ausmaß variiert. Dessen sollte man sich bewusst sein und auf genannte Übergabetermine etc. zunächst einmal skeptisch reagieren. Wenn man 2 Wochen Puffer überall einplant (Kündigung Mietwohnung etc.) ist man schonmal gut dabei.
5. Wenn man nicht selbst Bauwesen studiert hat oder schon fünf andere Häuser gebaut hat (wie wir) sollte man Experten zu Rate ziehen. Wir haben in den letzten zwei Jahren mit diversen Experten gesprochen und uns betreuen lassen, auch das hat sich ausgezahlt. Die regelmäßige Baubegleitung durch einen Bauingenieur war sehr gut und hat in der Bauphase den ein oder anderen Fehler gefunden der dann behoben werden konnte. Auch dass wir sämtliche Verträge vor Unterschrift haben prüfen lassen, war für uns eine wertvolle Hilfe.
6. Man sollte sich dessen bewusst sein, was es heißt, in eine Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zu ziehen. Man sollte vorher genau die Teilungserklärung lesen und zur Kenntnis nehmen, dass man bestimmte Sachen im Außenbereich mit der Gemeinschaft abstimmen muss. Dies ist allerdings nicht mehr oder weniger schlimm als wenn man in einem Einfamilienhaus wohnen würde und dort Nachbarn hat. Auch da muss man sich bei vielen Dingen mit dem Nachbarn einigen und kann nicht immer machen was man will.
Erkenntnisse aus dem Hausbau mit Werner Wohnbau
1. Werner Wohnbau ist ein Bauträger aus Süddeutschland, der seit geraumer Zeit auch Baustellen hier in Norddeutschland eröffnet hat. Die Häuser von Werner Wohnbau sind im Standard erprobt und es besteht eine gewisse Expertise in diesem Bereich. Nach außen hin gibt sich Werner Wohnbau als äußerst kundenorientiert und geizt auch nicht mit Kundenfilmchen, in denen Kunden schwärmen, wie zufrieden sie doch mit Werner Wohnbau gewesen sind und wie gut sie betreut worden sind. An der leichten Ironie meiner Sätze kann man schon ablesen, dass dies leider nicht der Realität entspricht und das war wohl für uns auch die größte Enttäuschung. Unsere Erfahrung war leider, dass sich Werner Wohnbau solange um uns bemüht hat, bis der Notarvertrag unterschrieben war. Danach brach die Kommunikation plötzlich ziemlich ab. Viele Betreuungstermine, die uns versprochen wurden (wir sprechen nochmal den Elektroplan durch, der Sitz der Armaturen wird nochmal vor Ort besprochen etc.) fanden nie statt. In der gesamten Bauphase wurden wir immer nur kontaktiert, wenn wir etwas bemustern sollten oder wenn eine Rechnung fällig war. Über den Baufortschritt wurden wir nur äußerst spärlich informiert und waren eigentlich darauf angewiesen, selbst zur Baustelle zu fahren um den Fortschritt festzustellen. Die Kommunikation mit dem Büro war insgesamt für uns sehr unzufriedenstellend.
2. Mit dem Bauleiter lief es besser, dieser war wenigstens bemüht und antwortete zügig auf Anfragen per Mail oder auch Telefon. Im Gegensatz zum Büro merkte man hier tatsächlich eine Art Kundenorientierung. Es gab diverse Situationen, in denen ich nachts nur geschlafen habe, weil der Bauleiter mich vorher beruhigt hat. Leider hatte es allerdings auch den Anschein, dass der Bauleiter, der ja nicht nur eine Baustelle zu betreuen hat, zwischenzeitlich etwas überfordert war bzw. der Menge der Einzelprojekte nicht mehr gerecht werden konnte. Allgemein haben wir uns jedoch gut mit dem Bauleiter verstanden und er hat weitgehend alles gelöst.
3. Die Gewerke, die Werner Wohnbau für die Baustelle ausgesucht hat, waren teilweise etwas unglücklich gewählt oder die gewählten Gewerke haben selbst Subunternehmer auf die Baustelle geschickt. Die größte Katastrophe in diesem Punkt war mit Sicherheit der Kemptner, der von falschrum montierten Heizungen, falsch geklebten Badezimmermöbeln mit Wasserrohrbrüchen bei Nachbarn wirklich alles geschafft hat. Die Fliesenleger Firma war aus unserer Sicht viel zu klein, um die Masse an Reihenhäusern zügig fertigstellen zu können (und wurde dann ja auch noch frech) und auch sonst gibt es eigentlich kein Gewerk, welches fehlerfrei gearbeitet hat.
4. Jedes Haus hat bei der Übergabe noch kleine Mängel, dies ist normal. Die Abarbeitung dieser Mängel ist aber tatsächlich erst jetzt nach 6 Monaten abgeschlossen. Bitter, aber aus unserer Sicht nur teilweise die Schuld von Werner Wohnbau. Hier haben nämlich die Handwerker die Macht, die auf vollen Auftragsbüchern sitzen und sich erst nach der 10. Bitte zurück auf die Baustelle bewegen.
5. Die Übergabetermine werden bei Werner Wohnbau ganz gerne mal verschoben. Dem sind nicht nur wir zum Opfer gefallen, sondern auch die Käufer auf anderen Werner Wohnbau Baustellen. Für die eigene Planung ist dies natürlich ein Horror und war sehr unschön.
Alles in allem: würden wir nochmal ein schlüsselfertiges Haus kaufen? Antwort: ja. Würden wir nochmal mit Werner Wohnbau bauen? Antwort: schwierige Frage. Insgesamt waren wir schon etwas enttäuscht und hätten uns gewünscht, in der Bauphase stärker mit einbezogen zu werden. Auch das Hin- und Her mit dem Übergabetermin hat die Freude am neuen Haus zunächst etwas verdorben. Das Haus an sich ist aber völlig in Ordnung und man darf ja auch nicht vergessen, dass es bei anderen Bauträgern auch nicht anders läuft. Ich denke, der Knackpunkt beim Hausbau mit einem Bauträger sind vor allem die eigenen Erwartungen. Heute haben wir natürlich die ein oder andere Erfahrung mehr, die wir vor zwei Jahren schon gebraucht hätten. Letztendlich kann ich Werner Wohnbau weder empfehlen noch nicht empfehlen.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Lesern dieses Blogs für das enorme Interesse bedanken. Die Zugriffszahlen auf diese Seite haben mich wirklich positiv überrascht und ich hoffe, dass wir vielen zukünftigen Häuslebauern etwas von unseren Erfahrungen mitgeben konnten.
Bei uns wird es jetzt nur noch um den Garten gehen.
In diesem Sinne wünschen wir allen Hausbauern starke Nerven :-)
Simone und Benny